Soll man die Vergangenheit in Ruhe lassen?

Auszug entnommen aus dem Buch Die Welt der Reinkarnationslehre:

Vergangenheit und Gegenwart

Es besteht eine weitverbreitete Ansicht, wonach der Mensch seine Vergangenheit in Ruhe lassen und in ihr nicht herumstochern soll. Er sollte sich lieber um seine Gegenwart kümmern und sich seiner Zukunft zuwenden.

Die Vergangenheit soll man also tunlichst "Vergangenheit" sein lassen.

Dieser Ansicht ist ohne Einschränkung beizupflichten. Man soll sich nicht um die Vergangenheit kümmern, weder aus Neugierde noch um zu erfahren, was für Rollen jemand schon auf der Erde gespielt hat, in der Hoffnung darauf, dass auf der Liste seiner einstigen Identitätskarten auch illustre Namen zu finden sind.

Nun gibt es aber Menschen - und diese sind zahlreich -, die sich bei ihren Rückerinnerungen, wenn sie mit ihrer früheren Vergangenheit konfrontiert werden, überaus betroffen zeigen. Die meisten von ihnen reagieren auf die Konfrontationen emotionell und bei vielen tritt die Betroffenheit offen zutage. Sie werden erregt, aufgewühlt, traurig und so manche weinen oder schluchzen sogar.

Wenn nun emotionelle Reaktionen durch Rückerinnerungen an Vergangenes ausgelöst werden, so stellt sich doch die Frage: "Warum reagieren Menschen auf Erinnerungen emotionell, wenn diese auf eine wesentlich frühere Vergangenheit zurückweisen, die - so würde man meinen - längst abgeschlossen und aus dem Gesichtskreis eines Menschen verschwunden sein müsste?"

Sie reagieren emotionell, weil das nicht der Fall ist. Die Vergangenheit ist noch nicht abgeschlossen. Das einst Erlebte hinterliess in der Seele Spuren, die heute noch nicht verwischt sind, oder auch Wunden, die noch nicht verheilt sind.

Lässt also der Mensch die Vergangenheit in Ruhe, so ist es noch nicht gesagt, dass die Vergangenheit ihn in Ruhe lässt. Es ist meistens die Vergangenheit selbst, die es nicht zulässt, dass sie für alle Zeiten "Vergangenheit" bleibt.

Sie lässt den Menschen solange nicht in Ruhe, bis er all das, was in ihr nicht ordnungsgemäss war, in Ordnung gebracht hat.

All das, was in der Vergangenheit nicht ordnungsgemäss war und was auch in der Gegenwart noch nicht in Ordnung ist, in Ordnung zu bringen: - dies ist der einzige Zweck der Rückerinnerung, der wahre Sinn der Rückführungen.

Und in der Tat, es zeigt sich beim genauen Hinschauen, dass es überhaupt keinen Belang im gegenwärtigen Erdenleben eines Menschen gibt, auf welchen seine Vergangenheit nicht einen mehr oder weniger grossen Einfluss ausüben würde. Sie bestimmt oder formt Lebensumstände und Schicksale, zwischenmenschliche Beziehungen, Berufe und Tätigkeitsbereiche, mischt sich in fast sämtliche Angelegenheiten des alltäglichen Lebens und mischt in allem mit, was den Menschen auch nur im geringsten angeht. Es gibt im Leben eines jeden Menschen grundlegende Fakten und Ereignisse, die eindeutig von seiner Vergangenheit her bestimmt oder sogar festgelegt sind, so vor allem alles, was schicksalhaft ist.

Oft bedrängt die Vergangenheit den Menschen geradezu, und ihr Repertoire ist wahrlich unerschöpflich. Sie tut es freilich nicht aus Spass oder Bosheit, sondern weil sie dem Menschen helfen will, in seiner inneren Entwicklung voranzukommen. Und der Mensch kommt in seiner inneren Entwicklung dann voran, wenn er sich von allem befreit, was seine Seele belastet und seine Entwicklung verzögert oder verhindert.

Belastet ist er von seiner Vergangenheit. Daher ist es für jeden Menschen unerlässlich, seine Vergangenheit aufzuarbeiten, und das bedeutet, seine Schattenseite aufzuhellen.

Die Rückführungen - somit auch jede kundig durchgeführte Rückführungstherapie - ist also keineswegs auf die Vergangenheit des Menschen, sondern ausschliesslich auf seine Gegenwart bezogen. Nicht die Vergangenheit, sondern die Gegenwart des Menschen steht im Vordergrund der Rückführungen.

Bei der Rückführung wird deshalb nie nach der Vergangenheit gefragt, sondern einzig danach, welche Rolle die Vergangenheit im gegenwärtigen Erdenleben des Menschen spielt.

Es ist sogar ein entscheidendes Kriterium für die Echtheit der Rückerinnerungen, dass ein grosser Teil dessen, was sich in der Vergangenheit des Menschen abgespielt hat, einen oft sehr engen Bezug zu seinem gegenwärtigen Erdenleben hat und den Verlauf seines Schicksals weitgehend mitbestimmt (vgl. S.).

Von der Vergangenheit her fällt aber Licht auch auf die Zukunft des Menschen. Umrisse seiner künftigen Aufgaben, die für ihn vielleicht schon in der gegenwärtigen Inkarnation, vielleicht erst in den nachfolgenden, greifbar werden, zeichnen sich bei den Rückführungen mit der Zeit immer deutlicher ab. Sie lassen erkennen, wie lange schon der Mensch auf diese Aufgaben vorbereitet wurde, und sie lassen zumindest vermuten, worin diese Aufgaben bestehen.

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